Das Blockchain Research Lab ist stolz darauf sein 5-jähriges Jubiläum zu verkünden!

Liebe Leserinnen und Leser,

gemeinsam reflektieren wir über diese unglaubliche Reise und blicken auf die letzten Jahre voller aufregender neuer Erfahrungen, Erfolge, Herausforderungen und Möglichkeiten zurück.

Im Nachfolgenden finden Sie ein Interview mit dem Kernteam, in dem wir unsere Perspektiven und Ratschläge zusammengetragen haben.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!

Dr. Lennart Ante, Prof. Dr. Ingo Fiedler und Fred Steinmetz

Gab es während der Jahre etwas, dass Ihr das erste Mal gemacht habt?

Die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft stellte ein neues Unterfangen für uns dar. Lange Zeit war es nur eine Idee, die wir immer wieder im Hinterkopf hatten, bis wir dann schließlich in 2018 den Schritt wagten und uns entschieden haben, die Idee in die Tat umzusetzen. Natürlich war dies mit besonderen Herausforderungen verbunden. Vor allem die Suche nach und Akquise von Drittmitteln für die eigene Institution zur Finanzierung unserer Forschungsaktivitäten und unserer Arbeit war für uns zunächst einmal Neuland.

Welche Erlebnisse in den 5 Jahren zählen zu den Schönsten?

An erster Stelle sind die Anerkennung und Wertschätzung von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu nennen, die unsere Leidenschaft und Entschlossenheit gestärkt haben.

Darüber hinaus zählen dazu neben der erfolgreichen Akquise von drei öffentlich-geförderten Forschungsprojekten (DiBiChain (BMBF), STEREO (BMWK) und AVIK (BMDV)), die Veröffentlichung unseres Buches („Blockchain and the Digital Economy“) sowie in Summe 28 erfolgreich veröffentlichte Publikationen (Stand: 05/2023) in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften und Konferenzen. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Veröffentlichung unseres ersten Reports ein, in dem wir 2019 die Ergebnisse der allerersten repräsentativen Bevölkerungsumfrage zu den Nutzern/-innen von Kryptowährungen in Deutschland vorgestellt haben.     

Warum ist der Austausch mit anderen (wissenschaftlichen) Institutionen für Eure Arbeit so wichtig?

Jeder Austausch ist für uns wertvoll, denn er liefert Anreize für neue Projektideen und ermöglicht differenzierte Blickwinkel bzw. Perspektiven auf die eigenen Themen und Forschungsprojekte. Dies gilt insbesondere für den interdisziplinären Austausch, denn Innovation lebt von Kollaboration, weshalb wir national und international intensiv mit Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen, Stiftungen sowie Unternehmen aus der Wirtschaft zusammenarbeiten.

Was verlief nicht so, wie Ihr es Euch vorgestellt oder erwartet habt?

Trotz detaillierter Planung etwaiger Schritte, haben wir den zeitlichen Aufwand hinsichtlich der Bearbeitung der komplexen bürokratischen Anforderungen rund um die Gründung einer gemeinnützigen GmbH in Teilbereichen etwas unterschätzt. Dies hat am Ende dazu geführt hat, dass wir für die Klärung mancher Aspekte mehr Zeit als initial geplant benötigt haben. Darüber hinaus sind die Herausforderungen, die mit der Einwerbung und dem Erhalt von Drittmitteln für Forschungsprojekte einhergehen, bei noch jungen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen teilweise andere als jene mit denen langjährig etablierte Universitäten zu tun haben. So bedurfte es daher einer gewissen Umstellung und geeigneten Anpassung unserer Akquise-Strategie, da wir unsere Erfahrungen, die wir zuvor im Bereich der Drittmittelakquise an Universitäten gesammelt haben, nicht 1:1 übertragen konnten. Gemeinsam mit unserem Team konnten wir die Herausforderungen jedoch erfolgreich meistern. Hierbei hat es uns geholfen neuen Entwicklungen und Veränderungen grundsätzlich positiv gegenüberzustehen, daraus resultierende Herausforderungen mit etwas Abstand zu analysieren und die Ergebnisse in kleinere Teilaufgaben herunterzubrechen, die wir dann entsprechend im Team bewältigen konnten.

Im Laufe der Jahre gab es viele neue Themen, die wir uns angeeignet haben und bei denen wir teilweise auf das Wissen und die Erfahrung von externen Fachexperten zurückgegriffen haben, z.B. im Bereich Fundraising oder bei rechtlichen Fragestellungen rund um die Verwaltung einer gemeinnützigen GmbH. Durch diese Vorgehensweise haben wir das erforderliche Know-How aufgebaut, um die Forschungseinrichtung erfolgreich zu leiten und für die Zukunft zu positionieren.

Was war Eure größte Enttäuschung? Was könnt Ihr rückblickend Positives darin sehen?

Glücklicherweise gab es noch nie die eine große Enttäuschung. Generell ist es immer schade, wenn man sich mit seinem Team erfolglos auf Projektausschreibungen bei öffentlichen oder privaten Institutionen bewirbt, da der Bewerbungsprozess auch infolge der unterschiedlichen Richtlinien und Vorgaben mit einem erheblichen zeitlichen und personellen Aufwand einhergeht. Das Positive an solchen Erfahrungen ist, dass wir frühzeitig damit begonnen haben unsere Prozesse regelmäßig zu hinterfragen und über die letzten Jahre das Vorgehen rund um das Auswählen von passenden Ausschreibungen sowie das Erarbeiten von Forschungsanträgen entsprechend optimiert und angepasst haben. So profitieren wir mittlerweile u.a. durch positive Synergieeffekte ähnlicher Antragsthemen oder aber dem Austausch mit unserem Netzwerk an Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.     

Welche Erfahrungen habt Ihr mit sozialen Medien in der Wissenschaftskommunikation gemacht?

Über die letzten Jahre konnten wir eine Zunahme der Nutzung von sozialen Medien in der Wissenschaft beobachten. Sie sind von entscheidender Bedeutung für den Wissensaustausch, die Vernetzung und die Schaffung von Mehrwert für die Beteiligten. Wir nutzen die sozialen Medien, um Kontakte zu knüpfen und komplexe sowie technische Forschungsergebnisse für interessierte Leserinnen und Leser aufzubereiten. Gleichzeitig stellt dies Autorinnen und Autoren sowie Forscherinnen und Forscher vor Herausforderungen, denn Forschung ist ein langsamer Prozess und soziale Medien erfordern kontinuierliche Beiträge, um das Engagement aufrechtzuerhalten. Letztlich wägen wir beim BRL die Vor- und Nachteile der sozialen Medien ab und versuchen ein entsprechendes Gleichgewicht zwischen Engagement und Qualität zu erzielen.

Welche Entscheidung ist Euch schwergefallen?

Im Allgemeinen fällt es uns schwer Projekte und Ideen (z.B. bei öffentlichen Projektausschreibungen) zu verwerfen, wenn schon viel Arbeit und Zeit in die Idee geflossen ist, man jedoch anerkennen muss, dass die Idee nicht zum gewünschten Erfolg führen wird. Gerade in der wissenschaftlichen Arbeit spielt das Thema der Sunk Costs bei derartigen Überlegungen eine essentielle Rolle. So haben wir gelernt mit den psychologischen Aspekten der Sunk Costs umzugehen und sind uns darüber im Klaren, dass Zeit und Aufwand das Endergebnis im spezifischen Einzelfall nicht immer wert sind. Daher entscheiden wir uns in Abstimmung mit unserem Team in Einzelfällen auch gemeinsam gegen einzelne Projekte oder Ideen, um Demotivation zu vermeiden.

Was habt Ihr geschafft, auf welche Leistungen seid Ihr stolz?

Wir sind sehr stolz darauf, uns erfolgreich als außeruniversitäre, gemeinnützige Forschungseinrichtung in der deutschen Forschungslandschaft etabliert zu haben und eine stetig zunehmende internationale Bekanntheit zu erfahren.

Wir freuen uns sehr darüber, dass wir spannende interdisziplinäre Forschungsprojekte im Bereich der Blockchain-Technologie bearbeiten dürfen, unsere Publikationen regelmäßig in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichen und von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie relevanten Medien aufgegriffen werden und wir damit einen wertvollen Beitrag zum öffentlichen Diskurs, vor allem im Bereich der Blockchain und rund um Kryptowährungen liefern.   

Wir sind sehr stolz auf unser Gesamtergebnis, das wir gemeinsam mit unserem Team erreicht haben und blicken entsprechend mit großer Vorfreude auf die kommenden Jahre.

Welche Wünsche sind in Erfüllung gegangen, welche Ziele habt Ihr erreicht?

Unser Ziel war es, das BRL innerhalb der ersten fünf Jahre erfolgreich als renommierte Forschungseinrichtung in Deutschland zu etablieren und mit unseren wissenschaftlichen Publikationen sowie Konferenzbeiträgen entsprechende nationale und internationale Aufmerksamkeit in der Fachwelt sowie der internationalen Medienlandschaft zu erlangen.

Natürlich ist das noch nicht das Ende unserer Reise. Unser Ziel ist es, unser Team weiterzuentwickeln und zu vergrößern sowie die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir uns schnell an aktuelle Forschungsthemen und -trends anpassen und unsere wissenschaftliche Methodenkompetenz fortwährend erweitern können.

Rückblickend können wir sagen, dass wir diese Ziele gemeinsam mit unserem Team, unseren Kooperationspartnern und unserem Netzwerk erfolgreich umsetzen und realisieren konnten. Folglich freuen wir uns auf die vor uns liegenden Aufgaben.

Welche Ereignisse der letzten Jahre werden wir wohl so schnell nicht mehr vergessen?

Die COVID-19-Pandemie (2020 bis 2022) hat für alle erhebliche persönliche, betriebliche und wirtschaftliche Einschränkungen mit sich gebracht, so auch für das BRL. Die Pandemie hat die Gesellschaft in gewisser Weise dazu gezwungen, den technologischen Fortschritt anzunehmen, was zu einer stärkeren Digitalisierung in Deutschland und anderen Ländern geführt hat. Des Weiteren haben wir in dieser Zeit den medialen Umgang mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie die gesellschaftliche Wahrnehmung der Wissenschaft beobachtet. Die Zukunft wird zeigen, wie diese Erfahrung zum einen die öffentliche Meinung über wissenschaftliche Kommunikation geprägt hat und zum anderen wie sie sich auf die Art und Weise der Wissenschaftskommunikation der kommenden Jahre auswirken wird.

Wofür seid Ihr besonders dankbar?

Vor allem für das Interesse und die Wertschätzung unserer Arbeit. Wir sind sehr dankbar für all die ideelle und finanzielle Unterstützung von Privatpersonen, öffentlichen und privaten Institutionen, Unternehmen und Stiftungen, die uns Tag für Tag ihr Vertrauen schenken und an uns und unsere Arbeit glauben. Sie sind das Rückgrat unserer Erfolge und so danken wir allen, die uns über die vergangenen Jahre unterstützt haben. 

Wagen wir einen Ausblick auf die Trends der kommenden Jahre: Welche Themen werden Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft die nächsten Jahre Eurer Einschätzung nach im Bereich der digitalen Gesellschaft und Blockchain-Technologie vermutlich beschäftigen?

Es wird kein einzelnes entscheidendes Thema geben. Die Gesellschaft muss sich damit auseinandersetzen, wie wir die sich schnell entwickelnden Technologien wie Web 3.0, künstliche Intelligenz, Supercomputing und digitales Vertrauen entwickeln, ausbilden, fördern und nutzen wollen. Neben dem dezentralen Finanzwesen (DeFi), digitalen Wertpapieren, der Tokenisierung von Vermögenswerten und non-fungible Tokens (NFTs) erwarten wir die weitere Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs), die viele philosophische, wirtschaftliche, politische und soziale Fragen aufwerfen wird. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass Fragen rund um Themen des Metaverse, der digitalen Identitäten, des Datenschutzes und der Privatsphäre in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik weiter an Bedeutung gewinnen werden.

Was ist Euer persönliches Fazit nach 5 Jahren in der eigenen Forschungseinrichtung? 

Generell ist es wichtig, regelmäßig sein Tun und Handeln zu hinterfragen. Manchmal bedarf es einer gehörigen Portion Mut neue Dinge zu probieren und neue Wege zu beschreiten. Und manchmal sind es auch äußere Umstände und Gegebenheiten, die einen dazu zwingen, seine Strategie und sein Vorgehen anzupassen.

Die Rahmenbedingungen für (junge) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Angefangen bei dem Rückgang der Grundfinanzierung von Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen über den Druck zur Einwerbung von Drittmitteln bis hin zur stetigen Zunahme von befristeten Arbeitsverträgen, die eine mittelfristige Planbarkeit von Beruf und Familie vielfach nur schwer möglich machen.

Als außeruniversitäre, kleine Forschungseinrichtung, sind wir im Vergleich zu großen, etablierten Universitäten agiler und verfügen über eine gewisse Flexibilität, was die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für und die Entfaltungsmöglichkeiten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anbelangt. Planbarkeit und Sicherheit sind wichtige Anliegen für uns.

Mit neuen Technologien gehen vielfältige und komplexe wirtschaftliche, rechtliche, technische sowie gesellschaftliche Herausforderungen einher, deren Erforschung interdisziplinärer Forschungsansätze bedürfen. Doch in vielen Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik treffen wir immer noch auf das klassische Silodenken, das Innovationen im Bereich neuer Technologien erschwert und die Bewertung potentieller Synergieeffekte nicht selten außer Acht lässt. Beim Blockchain Research Lab haben wir es uns daher zur Aufgabe gemacht, dieses Silodenken zu überwinden und mit unserem Team sowie unseren Kooperationspartnern gemeinsamen an neuen Innovationen zu arbeiten und aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Wir freuen uns darauf diesen Ansatz in den kommenden Jahren weiterzuverfolgen und auszubauen.

An welchen Projekten werdet Ihr in den kommenden 12 Monaten arbeiten? Auf welche Themen dürfen wir uns freuen?

Neben unseren Forschungsaktivitäten rund um eine Blockchain-basierte Plattform für den sicheren Austausch von Daten moderner Sensoren zwischen Drohnen und Fahrzeugen im Rahmen des vom Bundeministerium für Digitalisierung und Verkehr (BMDV) geförderten Forschungsprojektes „AVIK“, werden wir uns weiteren, spannenden Fragestellungen zu

  • digitalem Land im Metaverse,
  • der Rolle von technologischen Fortschritten wie ChatGPT bei der Gestaltung der Anlegerwahrnehmung in der Kryptobranche,
  • Blockchain-basierten Wertpapieren,
  • Projekten, die sich mit kryptobasierten Fußball-Fan-Tokens befassen und die Rolle von Fan-Tokens bei der Förderung des Engagements und der Beteiligung von Fans erforschen und
  • der Rolle von Stablecoins in verschiedenen Ländern, als Teil eines globalen länderübergreifenden Projekts

 widmen. 

Das kommende Jahr hält eine Fülle an Themen und eine Bandbreite an Fragestellungen bereit, auf die wir uns sehr freuen. Ebenso freuen wir uns auf den regen Austausch mit unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Forschungseinrichtungen sowie Stakeholdern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.