Neue Studie: 26% der Remittance-Nutzer in den USA haben bereits Stablecoins für ihre Transaktionen verwendet

Bei grenzüberschreitenden Überweisungen sind hohe Kosten, lange Bearbeitungszeiten und eingeschränkter Zugang zu Finanzdienstleistungen nach wie vor verbreitet. Diese Herausforderungen betreffen Millionen von Menschen weltweit. Eine neue Studie von Lennart Ante, veröffentlicht in Telematics and Informatics, beleuchtet, welche Rolle Stablecoins bei der Lösung dieser Probleme spielen könnten – und welche Faktoren ihre Nutzung beeinflussen.
Stablecoins sind digitale Währungen, deren Wert an eine stabile Referenzgröße wie den US-Dollar gebunden ist. Sie sollen die Vorteile von Blockchain-Technologie – etwa schnelle, transparente Transaktionen – mit der Stabilität klassischer Währungen kombinieren. Bereits heute hat sich der Stablecoin-Markt zu einem bedeutenden Sektor mit einem Volumen von etwa 200 Milliarden US-Dollar entwickelt.
Trotz des Potenzials für günstigere und schnellere Überweisungen war bisher wenig darüber bekannt, wer Stablecoins tatsächlich für Überweisungen nutzt und warum. Die neue Untersuchung basiert auf einer Umfrage unter 866 in den USA lebenden Erwachsenen, die in den vergangenen zwölf Monaten Geld ins Ausland geschickt haben.
Nutzung von Stablecoins: Verbreitung und Nutzerprofile
Rund 26 % der Befragten gaben an, Stablecoins für Auslandsüberweisungen genutzt zu haben. Diese Zahl verdeutlicht, dass Stablecoins längst nicht mehr nur ein Nischenthema sind. Die Analyse zeigt außerdem, dass Nutzer von Stablecoins tendenziell jünger, besser gebildet und einkommensstärker sind. Sie senden häufig größere Geldbeträge als Nutzer traditioneller Methoden.
Besonders interessant ist, dass viele Stablecoin-Nutzer parallel auch andere Überweisungsmethoden verwenden. Stablecoins ergänzen also bestehende Angebote und verdrängen diese bislang nicht vollständig.
Digitale und finanzielle Bildung als Schlüsselfaktoren
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Bedeutung von digitalen und finanziellen Kompetenzen. Personen mit höheren digitalen Fähigkeiten haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, Stablecoins für Überweisungen zu nutzen. Auch finanzielle Bildung spielt eine Rolle, jedoch in geringerem Maße. Am stärksten ist der Effekt, wenn beide Kompetenzen kombiniert auftreten.
Hier deutet sich eine wichtige Erkenntnis an: Digitale und finanzielle Bildung sollten nicht getrennt betrachtet werden. Wer neue Finanztechnologien effektiv nutzen möchte, braucht Wissen in beiden Bereichen. Der Begriff der „digitalen Finanzkompetenz“ gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Was motiviert zur weiteren Nutzung von Stablecoins?
Neben der Erstnutzung untersuchte die Studie auch, warum Nutzer Stablecoins langfristig einsetzen. Grundlage hierfür ist das Expectation-Confirmation-Modell, ein bewährter Ansatz aus der Forschung zur Technologieakzeptanz. Demnach spielen die Bestätigung von Erwartungen, die wahrgenommene Nützlichkeit und die Zufriedenheit der Nutzer zentrale Rollen.
Die Ergebnisse bestätigen diese Zusammenhänge: Wenn die anfänglichen Erwartungen erfüllt oder übertroffen werden, steigt sowohl die wahrgenommene Nützlichkeit als auch die Zufriedenheit – und damit die Bereitschaft, Stablecoins dauerhaft zu nutzen. Besonders relevant sind Faktoren wie reduzierte Transaktionskosten, schnelle Bearbeitung und die einfache Handhabung über mobile Endgeräte.
Implikationen für Bildung, Politik und Praxis
Die Erkenntnisse der Studie haben verschiedene praktische Konsequenzen:
- Bildung: Programme zur Förderung der digitalen und finanziellen Kompetenzen sollten stärker verzahnt werden. Zielgruppen könnten praxisnahe Inhalte lernen, etwa den Umgang mit Wallets oder die sichere Nutzung von Blockchain-Technologien.
- Politik: Stablecoins könnten helfen, die im 10. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen formulierte Vorgabe zu erreichen: die Senkung der durchschnittlichen Kosten für Auslandsüberweisungen auf unter 3 % bis 2030. Förderprogramme könnten darauf ausgerichtet werden, digitale Finanzkompetenzen in unterversorgten Regionen zu verbessern.
- Finanzdienstleister: Anbieter sollten Plattformen entwickeln, die nicht nur einfach zu bedienen sind, sondern Nutzer aktiv bei der Anwendung unterstützen. Besonders für neue Nutzergruppen ist es wichtig, dass erste Erfahrungen positiv verlaufen, um die langfristige Nutzung zu sichern.
- Forschung: Weitere Studien sollten auch Empfängerperspektiven in anderen Ländern berücksichtigen, um zu verstehen, wie Stablecoins bei der Auszahlung oder im Alltag genutzt werden. Zudem wären Längsschnittstudien sinnvoll, um Veränderungen im Nutzungsverhalten besser abzubilden.
Fazit
Die Studie von Lennart Ante liefert wichtige empirische Hinweise darauf, dass Stablecoins bereits heute eine relevante Rolle bei Auslandsüberweisungen spielen. Digitale und finanzielle Kompetenzen beeinflussen maßgeblich, wer diese Technologie nutzt. Außerdem zeigt sich: Wer mit Stablecoins gute Erfahrungen macht, bleibt meist auch langfristig dabei.
Für das Ziel einer kostengünstigeren, schnelleren und inklusiveren Finanzwelt könnten Stablecoins ein entscheidender Baustein sein – vorausgesetzt, Bildung und Aufklärung gehen mit dem technologischen Fortschritt Hand in Hand.
Die Studie kann HIER heruntergeladen werden.