Vermessung des Schwarzmarkts für Onlineglücksspiel in Deutschland – Eine empirische Untersuchung basierend auf einer Spielerbefragung
Wir freuen uns, bekanntgeben zu können, dass das Blockchain Research Lab im Auftrag der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) eine empirische Studie zur Vermessung des Schwarzmarkts für Onlineglücksspiel in Deutschland durchführt. Basierend auf einer umfassenden Spielerbefragung trägt die Studie dazu bei, den Umfang und die Dynamiken dieses schwer fassbaren Marktes zu untersuchen und quantitativ zu messen.
Der Schwarzmarkt für Onlineglücksspiel in Deutschland
Onlineglücksspiel hat sich als fester Bestandteil der digitalen Freizeitgestaltung etabliert. Doch neben dem legalen, regulierten Markt operiert ein bedeutender Teil des deutschen Glücksspiels auf dem Schwarzmarkt, der nicht nur die Spielenden gefährden kann, sondern auch wirtschaftliche und soziale Kosten verursacht.
In unserer Studie analysieren wir bisherige Methoden und Untersuchungen zur Messung des Onlineglücksspielmarktes in Deutschland und stellen ihre Vor- und Nachteile sowie ihre Aussagekraft heraus. Dieses Bild ergänzen wir im Rahmen unserer Studie durch eine umfassende Spielerbefragung. Auf dieser Basis wird es möglich sein, ein genaueres Bild von dem Umfang des Schwarzmarktes für Onlineglücksspiele in Deutschland zu zeichnen.
Was ist der Schwarzmarkt für Online-Glücksspiele und was macht ihn für Spieler attraktiv?
Der Schwarzmarkt für Onlineglücksspiele umfasst alle Glücksspielangebote, die ohne entsprechende Lizenz in Deutschland betrieben werden. Diese illegalen Plattformen bieten eine Vielzahl von Glücksspielarten, darunter Online-Casinos, Sportwetten und Pokerspiele. Diese Angebote sind über das Internet für deutsche Spieler oft leicht zu nutzen – das macht es besonders schwierig, den Schwarzmarkt zu regulieren und zu kontrollieren. Die Glücksspielanbieter auf dem Schwarzmarkt umgehen oftmals wichtige Verbraucherschutzmaßnahmen, wie Produktvorgaben, Einsatz- und Verlustlimits oder das Angebot von Selbstsperrungen – und zahlen zudem in der Regel keine Steuern. Dies bringt den nicht-lizenzierten Betreibern einen Wettbewerbsvorteil gegenüber lizenzierten Anbietern, da Glücksspielplattformen oft höhere Auszahlungsquoten und eine größere Spielauswahl anbieten, was sie für viele Spieler attraktiv macht.
Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten
Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Schwarzmarkts können erheblich sein. Wie wir in vorangegangenen Forschungsarbeiten gezeigt haben, sind es nicht nur entgangene Steuern und Lizenzgebühren, die dem Staat entgehen. Wesentlich ist vor allem eine erhöhte Suchtgefahr, die von illegalen Glücksspielangeboten aufgrund mangelnder Spielerschutzmaßnahmen ausgeht. Diese wirkt sich negativ auf die Spieler, ihr Umfeld und die gesamte Gesellschaft aus. Außerdem fehlt es den Spielern bei illegalen Anbietern in der Regel an rechtlichen Schutzmechanismen, was sie anfälliger für unseriöse Praktiken wie unfaire Auszahlungen macht.
Die Größe des Schwarzmarkts: Ein schwer zu messendes Phänomen
Wie groß ist der Schwarzmarkt in Deutschland? Genau das zu messen, ist eine komplexe Aufgabe. Während der legale Glücksspielmarkt durch staatliche Berichte gut dokumentiert ist, basieren Schätzungen des Schwarzmarktes häufig auf indirekten Ansätzen wie der Analyse von Web-Traffic oder Proxyvariablen. Diese Methoden haben jedoch ihre Grenzen und führen oft zu stark divergierenden Ergebnissen.
Bisherige Studien lieferten unterschiedliche Schätzungen zur Marktgröße. Die referenzwertbasierte Analyse ergab, dass der Marktanteil des Schwarzmarktes am Bruttospielertrag von 22 % im Jahr 2017 auf 6 % im Jahr 2022 zurückgegangen sei. Eine Analyse des Spiel- und Nutzungsverhaltens zeigt jedoch, dass nur etwa die Hälfte der Spieler auf lizenzierten Seiten aktiv ist. Ein Proxyvariablen-Ansatz, der das Steueraufkommen als Grundlage nimmt, schlussfolgerte, dass die Steuereinnahmen zwar in absoluten Zahlen gestiegen sind, der relative Anteil an den gesamten Steuereinnahmen jedoch gesunken ist. Dies deutet darauf hin, dass ein Teil der Spieler vermehrt auf den Schwarzmarkt ausweicht, anstatt lizenzierte Angebote zu nutzen.
Notwendigkeit neuer Methoden in Deutschland
Wie die GGL in ihrer Reaktion auf bisherige Studien betont, ist die Erhebung verlässlicher Daten zum Umfang des illegalen Glücksspielmarktes schwierig und die bisherigen Ansätze sind oft nicht genau genug. Deshalb wird die Spielerbefragung als neue und ergänzende Methodik für notwendig erachtet. Sie erfasst sowohl die individuelle Nutzung und kann so die so genannte Kanalisierungsrate des Marktes messen, also nicht nur den Anteil der Spieler, die auf illegalen Plattformen spielen, sondern auch ihre Spielausgaben im Vergleich zu den Ausgaben auf legalen Plattformen.
Eine Befragung von Spielern über Surveys wurde – bis zu diesem Zeitpunkt – in Deutschland nicht durchgeführt. Unsere aktuelle Studie verfolgt einen „Bottom-up“-Ansatz, bei dem Spieler direkt befragt werden. Diese Methode liefert genauere Einblicke in das Spielverhalten (z.B. die Spielhäufigkeiten, -dauer oder -einsätze) und die Präferenzen (z.B. genutzte Plattformen oder Achten auf eine Glücksspiellizenz) der Nutzer.
Die Ergebnisse unserer Studie sollen eine Grundlage für die Weiterentwicklung von Regulierungsstrategien bieten, die sowohl die Attraktivität des lizenzierten Marktes steigern als auch den Schwarzmarkt nachhaltig reduzieren können.
Wie geht es weiter?
Nach der Analyse aller bisherigen Untersuchungen befindet sich unsere Studie aktuell in der Phase der Datenerhebung. Nach Abschluss der Datensammlung werden die Antworten analysiert, um detaillierte Erkenntnisse über das Spielverhalten und die Attraktivität illegaler Plattformen zu gewinnen.